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Inhalt des Artikels
Ice Ice Baby – Auf den Spuren des Eises
Es beginnt Tag 10 in Island. Wir haben im Guesthouse Brunnhóll übernachtet. Bereits beim Gardinen wegschieben, sehen wir das Eis der Gletscherzunge vom Fláajökull. Eis ist das heutige Thema bei uns, denn heute haben wir eine Gletscherwanderung geplant.
Unser heutiges Etappenziel ist kaum aussprechbar: Kirkjubæjarklaustur! Die gute Nachricht ist, dass der Ort Kirkjubæjarklaustur einen Kurznamen hat, nämlich „Klaustur“. Das ist nicht nur kürzer, sondern auch fließend aussprechbar.
Vor uns liegt eine Autotour von ca. 175 km und eine Gletscherwanderung im Skaftafell-Nationalpark. Diese haben wir um 14 Uhr geplant. So können wir gemütlich starten und haben genügend Zeit für die Gletscherlagunen, für die Island so bekannt ist.
Jökulsárlón – eine Faszination der Natur
Unsere erste Gletscherlagune Jökulsárlón ist gut 50 km von Brunnhóll entfernt und die umfangreichste Gletscherlagune Islands. Schilder weisen uns den Weg zu einem großen Parkplatz. Allein sind wir hier nicht. Es sind bereits einige Reisegruppen vor Ort, die eine Bootstour auf der Lagune gebucht haben.
Jökulsárlón hat vor allem durch den James-Bond-Film „Die Another Day“ Berühmtheit erlangt. Das ist jedoch nicht der einzige Film, in dem die Lagune als Kulisse diente. Sie tauchte bereits auch schon in vielen Werbe- und Spielfilmen auf.
Ihre Form hat sie aufgrund einer sich zurückziehenden Gletscherzunge des Breiðamerkurjökull erhalten. Im Jahr 1891 erstreckte sich die Gletscherzunge noch bis zum Meer. Diese zog sich über die Jahrhunderte stückweise zurück und hinterließ die Gletscherlagune, deren Umfang sich mit dem zurückziehenden Eis mehr und mehr vergrößert.
Heutzutage ist die Lagune gut 290 m tief und ist über den 700 m langen Fluss Jökulsá á Breiðamerkursandi mit dem Meer verbunden. Der Austausch mit dem Salzwasser aus dem Meer, das aufgrund der Gezeiten in den See fließt, verhindert das Einfrieren des Sees.
Eine Brücke verbindet die beiden Uferseiten des Flusses. An beiden Seiten gibt es Parkplätze, sodass für uns nicht nur die Gletscherlagune an sich erreichbar ist, sondern auch der fantastische Diamond Beach.
Auf der östlichen Seite der Brücke stehen wir direkt an der gigantischen Gletscherlagune Jökulsárlón und haben einen direkten Blick auf die Eisformationen, die aufgrund des Eisschmelzens von der Gletscherzunge abgebrochen sind und nun in der Lagune schwimmen. Hier tauen sie ab und werden kleiner. Sie sind fantastisch anzusehen. Sie erstrahlen je nach Lichteinfall weiß, türkis und blau und sehen in der Sonne majestätisch aus. Seevögel finden auf Ihnen Sitzmöglichkeiten und Seehunde schwimmen an ihnen vorbei.
Es besteht die Möglichkeit per Kajak oder mit Amphibienfahrzeugen, die Lagune vom Wasser aus kennenzulernen und den majestätischen Eisriesen ganz nah zu sein. Aufgrund der bevorstehenden Gletscherwanderung entscheiden wir uns gegen eine Bootstour. Stattdessen gehen wir am Ufer entlang und beobachten die schwimmenden Eisriesen im Sonnenschein.
So schön der Anblick auch ist, er macht uns auch ein wenig wehmütig. Immer wieder hören wir das Knacken und Krachen des schmelzenden Eises. Direkt vor unseren Augen sehen wir die Folgen der Erderwärmung und wie vergänglich und empfindlich unsere Umwelt ist.
Diamond Beach – Strand der eisigen Diamanten
Je nach Gezeiten entsteht eine Strömung von der Lagune zum Meer. Hierdurch werden die schwimmenden Eisberge zum Meer bewegt und aufgrund der starken Strömung klein geschliffen. Einige Eisbrocken schwimmen ins Meer und schmelzen dort. Andere Eisbrocken werden von der Strömung an den Strand des Westufers gespült. Da der Strandsand dunkel ist, sehen die Eisbrocken aus wie Diamanten im Sand, vor allem wenn die Sonne scheint. Deswegen wird der Strand auch „Diamond Beach“ genannt.
Am Diamond Beach sind wir direkt am Eis dran. Wir können uns darauf setzen und anfassen. Im Eis selbst, was viele 1.000 Jahre alt ist, erkennen wir eingefrorene Luftbläschen. Es ist ein eigenartiges Gefühl zu wissen, dass die eingeschlossene Luft so alt ist und bald wieder freigelassen wird. Die unterschiedlichen Kristallformationen sind einzigartig und tolle Fotomotive. Ich könnte den ganzen Tag hier verbringen.
Gelegentlich sehen wir den Kopf von schwimmenden Robben, die sich zwischen der Lagune und dem Meer bewegen und sich pudelwohl zu fühlen scheinen.
Die Brandung des Meeres am Strand ist gewaltig. Die Luft ist erfüllt von dem salzigen Wasserdunst und dem Meeresrauschen. Neben den geschliffenen Eisbrocken sehen wir vereinzelt angeschwemmte Fische und Krebstiere im Sand.
Fjallsárlón – Die kleine Schwester vom Jökulsárlón
Nach einem schönen Spaziergang am Strand geht es für uns weiter zur 10 km entfernten Gletscherlagune Fjallsárlón. Diese Lagune ist ebenfalls durch das Abschmelzen des Gletschers entstanden, jedoch um einiges kleiner an Umfang. Vom Parkplatz aus sind es nur wenige Meter auf einem gut ausgebauten Wanderweg zur Lagune. Auch hier treiben Eisberge auf der Lagune und wir haben einen direkten Blick auf den Gletscher.
Sowohl Jökulsárlón als auch Fjallsárlón sind absolute Highlights unseres Islandurlaubs. Sie sind beide gut erreichbar. Allerdings ist die Umgebung der Lagunen vor dem starken Wind völlig ungeschützt. Dieser weht trotz des guten Wetters so stark, dass Wohnwagenanhänger umgeweht werden. Eine Mütze und Windjacke sind hier sehr empfehlenswert.
Nur schwerlich können wir uns von dem einzigartigen Anblick lösen. Dennoch fahren wir weiter in Richtung des Treffpunktes unserer Gletschertour. Bei Fagurhólsmýri kehren wir in ein kleines Café an einer Tankstelle ein. Hier gibt es einen aufwärmenden Kaffee sowie eine kleine Stärkung.
Falljokull – Die weiße Wüste
Da Thies heute nicht fit ist, unternehme ich die Gletschertour allein. Der Treffpunkt der Tröll Expeditions Skaftafell🔗, die die Tour anbietet, ist nur ca. 6 km vom Café entfernt und liegt mitten auf einer Wiese.
Hier werde ich freundlich empfangen und erhalte meine Ausrüstung für die bevorstehende 3-stündige Gletscherwanderung: Helm, Steigbügel und Eispickel. Nachdem jeder der Wandergruppe seine Ausrüstung erhalten und angepasst hat, bekommen wir die ersten Instruktionen. Die Tour findet englischsprachig statt.
Vom Treffpunkt aus sind es 10 km zum Falljökull, auf dem wir die Wanderung durchführen werden. Die Guides fahren voraus und wir folgen Ihnen in unseren Autos im Entenmarsch hinterher. Auf dem Parkplatz am Falljökull wird unsere Gruppe gedrittelt. Jedes Drittel bekommt seinen Guide.
Gut ausgerüstet und bereit, sich ins Abenteuer zu stürzen, folgen meine Gruppe und ich unserer Wanderführerin, der Andrea, zum Anfang des Gletschers. Wanderschuhe sind für die Tour sehr zu empfehlen, da der Weg sehr unwegsam wird. Um zum Eis zu kommen, gehen wir steile Stufen zum Eis hinauf. Zunächst dachte ich, dass es Felsen werden, aber am Fuße des Gletschers ist das Eis durch Sedimente und alter Asche von Vulkanausbrüchen dunkel gefärbt. Die Kälte des Gletschers ist zu spüren.
Meine Gruppe besteht aus 13 Personen, die aus Deutschland, Amerika, Südkorea, und Indien kommen. Andrea selbst stammt aus Polen und zeigt uns als Erstes, wie wir die Steigbügel an den Schuhen befestigen und wie wir mit dem Eispickel umgehen sollen. Nach der Sicherheitseinführung geht es für uns endlich auf den Gletscher. Unter den Füßen fühlt sich das Eis so an, als würden wir auf Crushed Ice wandern. Von oben betrachtet, schimmert das Eis weiß und türkisblau. Es ist anfangs gewöhnungsbedürftig, mit den Steigbügeln zu gehen, aber ich kann mich schnell dran gewöhnen.
Nach einem kurzen Aufstieg sind wir plötzlich vollkommen von Eis umgeben: ein fantastisches Gefühl. Ich erkenne nun, dass die in der Ferne klein aussehenden Eisspalten so groß sind, dass Menschen an ihnen, an Seilen befestigt, hochklettern können.
Es ist ein unglaubliches Abenteuer für mich. Ich war bisher noch nie auf einem Gletscher gewesen. Wir sind umgeben von Eis, die mir wie eine weiße Wüste scheint.
Wir wandern zwischen den Spalten und steigen an unterschiedlichen Stellen hoch. Hierbei überwinden wir einige Wasserläufe, die durch das schmelzende Eis entstehen und am Gletscher herunterfließen. Diese entstehen sowohl oberhalb als auch unterhalb der Eisfläche. Ursache sind Steine auf der Eisoberfläche, die sich aufgrund der Sonne erwärmen und dabei anfangen, Löcher in das Eis zu schmelzen. Diese Löscher können so groß werden, dass das Wasser an einigen Stellen in das Eis fließt. Diese Eislöcher werden „Vagina“ genannt, da sie die Form einer Vagina haben. Dadurch können im Innern des Gletschers auch Wasserfälle entstehen.
Wir haben das Glück, einen innen liegenden Wasserfall sehen zu dürfen. An einem großen Eisloch befestigt Andrea ein Sicherheitsseil an einem Haken, den sie zuvor ins Eis gedreht hat. Danach wird jedes Gruppenmitglied nacheinander an dem Seil befestigt und bekommt die Möglichkeit an den Rand des Eisloches zu gehen und den im Eis verlaufenden Wasserfall sich anzuschauen. Das „in das Eisloch schauen“ ist eine Mutprobe für jeden von uns, denn es ist so tief, dass ein Sturz tödlich wäre. Zu der Tiefe kommt die ungeheure Fließkraft des Wasserfalls hinzu, die ebenfalls Unbehagen auslöst.
Die Vergangenheit von Island hat bereits gezeigt, dass für Menschen nicht nur durch die Lava und Asche von Vulkanen gefährlich werden können, sondern auch die Sturzfluten, die durch aktiv gewordene Vulkane unter dem Gletscher entstanden sind. Ganze Dörfer, Täler und Küstenabschnitte sind von den Wassermassen überflutet worden.
Im Anschluss an den unterirdischen Wasserfall lernen wir die Trinkweise der Wikinger kennen, indem wir unseren Eispickel quer über einen oberirdischen Wasserlauf ins Eis schlagen und mithilfe von Liegestützen das Wasser trinken. Das Wasser ist klar, erfrischend und hat keinen besonderen Geschmack.
Während unserer Wanderung bekommen wir immer wieder Zeit zum Fotografieren und erhalten hierbei von Andrea Information über den Vatnajökull, die Folgen des sich zurückziehenden Eises, sowie die Zyklen eines Gletschers. So erfahren wir, dass der Vatnajökull eine Eisfläche von 8.000 km2 hat, die eine Dicke von 600 bis 800 km besitzt. Durch den Rückzug des Eises werden die Felsen entsprechend geformt und bekommen oftmals symmetrische, horizontale Einkerbungen in ihren Felswänden. Der Gletscherabgang Falljökull, auf dem wir uns heute befinden, wird es schätzungsweise in spätestens 30 Jahren nicht mehr geben.
Die schwarzen und grauen Elemente im Eis sind neben Erdsedimenten auch Ablagerungen von Asche vergangener Vulkanausbrüche. Es ist kein Wunder, dass Island als „das Land von Eis und Feuer“ genannt wird. Beide sind unzertrennlich verbunden.
Die Gletschertour war ein einmaliges Erlebnis und hat mir viel Spaß gebracht. Wer die Zeit und Möglichkeit in Island hat eine solche Tour mitzumachen, sollte dieses unbedingt mitmachen. Müde, stolz und immer noch wehmütig komme ich bei Thies gegen 17:30 Uhr wieder an.
Skeiðarársandur – Das Land der tausend Flüsse
Nun treten wir den letzten Abschnitt zu unserer nächsten Unterkunft an, der noch 83 km lang ist. Kurz nach dem Falljökull beginnt die Schwemmlandebene Skeiðarársandur. Es handelt sich um ein weit gestrecktes und ödes Gebiet mit einer Breite von bis zu 25 km. Das Gebiet liegt östlich des Skeiðarárjökull und wird von einem der größten Gletscherflüsse durchzogen, der Skeiðara. Die Route Nr. 1 führt uns über viele Brücken weiter in Richtung Süden.
Aus dem Auto betrachtet erscheint das Gebiet eher trist. Luftbildaufnahmen zeigen jedoch die Vielzahl an Flussarmen, die sich über die ganze Ebene in Richtung Meer erstrecken und die Ebene dadurch hübsch aussehen lässt.
In der heute friedlich erscheinende Ebene entdecken wir gelegentlich alte Reste der Ringstraße mit verdrehten Metallteilen, die uns auf die Gefährlichkeit des Gebietes hinweist. 1996 stürzten Wassermassen eines Gletscherlaufs in das Tal und rissen die Brücke mit. Spektakulär war einst auch der Gletscherlauf um 1934. Aufgrund eines Vulkanausbruchs stürzten Wassermassen von bis zu 64.000 km3 pro Sekunde in die Ebene. Jeder Gletscherlauf brachte Tonnen von Sedimenten mit sich, über die man heute wandern kann.
Hinter der Skeiðarársandur führt uns die Route Nr. 1 wieder direkt an die Berge. Plötzlich wird die Landschaft grüner und mystischer. Wir fahren an dem moosbewachsenen Lavafeld Brunahraun vorbei. Es ist aufgrund des Lakiausbruchs von 1783 entstanden und erstreckt sich kilometerweit.
Bei dem Lakiausbruch 1783 entstand eine rund 24 km lange Kraterreihe, in der sich 130 Krater öffneten. Eine gewaltige Flut von Lava ist über das Land geflossen. Insgesamt 15 Kubikkilometer Lava und ungefähr 120.000 Tonnen Kohldioxid wurden während der für Mensch und Tier katastrophalen Vulkanausbrüche ausgestoßen. Dies führte zu Ernteausfällen und Hungersnöten in ganz Europa. Da das Gebiet Brunahraun bereits mit mehreren Moosen und Pflanzen bewachsen ist, kann man von der damaligen Katastrophe nichts mehr anmerken.
Plokkfiskur – Das isländische Pendant zum Labskaus
Dann endlich kommen wir in Kirkjubæjarklaustur an. Es ist ein kleiner Ort mit rund 150 Einwohnern und unser Guesthouse Hunkubakkar🔗 ist nicht weit von der Route Nr. 1 entfernt. Hier erhalten wir eine Hälfte eines frei stehenden Holzblockhauses.
Da die Zeit sehr fortgeschritten ist, gehen wir nach dem Ausladen zum Essen, wo wir freundlich und überraschenderweise in deutscher Sprache bedient werden. Wir entscheiden uns für ein isländisches Traditionsgericht, dem Plokkfiskur – ein Stampf aus Kartoffel, Kabeljau und Zwiebeln. Dazu gibt es das süße, dunkle Rúgbrauð mit Butter. Es sieht im ersten Moment gewöhnungsbedürftig aus, ist dennoch superlecker.
Die heutigen Erlebnisse mit und auf dem Eis sind einmalig. So ganz können und wollen wir uns nicht davon trennen. Somit beendet wir den Abend natürlich mit dem James-Bond-Film „Die Another Day“;)
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