☛ Enthält Werbung
☛ Auf dieser Seite befinden sich externe Links, die Euch auf andere Webseiten weiterleiten. Diese haben wir gesondert mit einem 🔗 gekennzeichnet, sodass Ihr diese von anderen Links unterscheiden könnt. Bitte beachte, dass der folgende Link eine Webseite öffnet, für deren Inhalt wir nicht verantwortlich sind und auf die unsere Datenschutzbestimmung keine Anwendung findet.
Inhalt des Artikels
Eine Portion Meer bitte!
Unsere Zeit in Egilsstaðir endet heute. Unsere Route führt uns nun in den Südosten von Island zum Guesthouse Brunnhóll🔗 bei Höfn. Vor uns liegt eine Gesamtstrecke von gut 270 km. Das ist an sich nicht viel. Von unserem Reiseveranstalter Katla Travel haben wir jedoch die Empfehlung bekommen, uns auf dem Weg nach Brunnhóll die Fischerdörfer Reyðarfjörður, Fáskrúðsfjörður und Stöðvarfjörður anzusehen, da derzeit das Festival des Meeres stattfindet. Da die Reiseroute zeitlich entspannt geplant ist, beabsichtigen wir dieser Empfehlung nachzukommen.
Nach dem leckeren Frühstück betanken wir unser Auto in Egilsstaðir und fahren auf die Route 92, die außerhalb der Stadt wieder zur Ringstraße Nr. 1 und zur 92 wird. Die Wolken hängen schwer an den grünen Berghängen fest. Gelegentlich nieselt es.
Nach ca. 31 km biegt die Route 92 von der Ringstraße ab. Sie führt uns an die nördliche Küste des Fjordes Reyðarfjörður. Nach nur 4 km gelangen wir zum gleichnamigen Ort. Hier sehen wir das Aluminiumwerk, welches Strom aus dem Kárahnjúkar-Kraftwerk bezieht. Es liegt etwas außerhalb des Ortes.
Reyðarfjörður ist ein sehr gepflegter Ort, der neben einem regenbogenfarbenen Zebrastreifen und hübsch angelegten Beeten, eine Grundschule, eine hübsche Kirche, einen Supermarkt und einen Campingplatz anbietet. Zudem kann man von Reyðarfjörður aus verschiedene Wanderwege begehen, die einen in die nahegelegenen Berge führen.
Allmählich klart das Wetter auf und wir genießen unseren Morgenspaziergang durch den kleinen idyllischen Ort. Es ist noch sehr früh am Morgen, daher ist kaum ein Mensch zu sehen. Der Hafen ist klein und hübsch anzusehen. Wir genießen von hier aus den Ausblick auf den Fjord, der sich ohne Wellengang in die Weite erstreckt. Die Berge an dem Fjord sind steil, moosig und stellenweise noch mit Schnee bedeckt.
Derzeit gibt es in Island das Festival des Meeres und wir freuen uns, dass wir zu dieser Zeit genau am richtigen Ort sind.
Das Festival beruht auf dem Seemannstag (Sjómannadaurinn). In allen Hafenorten des Landes werden Umzüge, Ruderregatten und Fischmärkte veranstaltet. Neben unterhaltsamen Zeitvertreib nutzt man den Tag, um über das Leben der Seeleute sowie die Gefahren, die mit diesem Beruf einhergehen.
Auch Reyðarfjörður feiert das Festival mit einem bunten Programm. Da wir jedoch sehr früh hier angekommen sind und der Wind recht frisch ist, beschließen wir uns auf den Weg zum nächsten Fischerort zu machen: nach Fáskrúðsfjörður.
Das Festival des Meeres
Fáskrúðsfjörður ist rund 21 km von Reyðarfjörður entfernt. Hierzu kehren wir wieder auf die Route 1 zurück und passieren einen 5.900 m langen Tunnel. Der Ort Fáskrúðsfjörður liegt an der Spitze des gleichnamigen Fjordes.
Am Ortseingang begrüßen uns Islandpferde, die von mir eine Krauleinheit erhalten. Die Islandpferde haben einen besonderen Schutzstatus auf Island. Es dürfen keine fremden Pferderassen nach Island importiert werden. Die Islandpferde, die ins Ausland exportiert werden, dürfen auch nie wieder heimkommen. So konnte die Rasse der Islandpferde über Tausenden von Jahren erhalten bleiben. Sie haben einen freundlichen, sanften und neugierigen Charakter.
Viele Menschen reisen nach Island, um echte Islandpferde in freier Laufbahn zu erleben und auf Ihren Rücken ein Stück Island kennenlernen zu können. In Deutschland werden sie fälschlicherweise Islandponys genannt. Das sollte man in Island sein lassen, denn die Islandpferde sind der ganze Stolz der Nation. Isländer empfinden es als Beleidigung, wenn man ihre Pferde Ponys nennt.
Nach der Streicheleinheit mit den Islandpferden fahren wir in die Ortsmitte von Fáskrúðsfjörður und finden im Hafengebiet eine Parkmöglichkeit. Ausgerüstet mit Kamera, wollen wir den Ort näher kennenlernen. Einst war Fáskrúðsfjörður ein Zentrum für bis zu 5.000 französische und belgische Fischer, die viele Jahrzehnte lang zur Wintersaison zum Fischen herkamen. Das ist aber heutzutage schon lange nicht mehr der Fall. Die zweisprachigen Straßenschilder erinnern noch heute an die damalige Zeit.
Nach wenigen Metern werden wir freundlich von einer Isländerin angesprochen. Sie fragt uns nach unserer Herkunft und ob wir aufgrund des Festivals hier seien. Wir sind etwas verwundert und erzählen ihr, dass wir zu einem kurzen Besuch hier seien und wir praktisch auf Durchreise sind. Daraufhin lädt sie uns zu einem Ausflug mit einem echten Fischtrawler ein.
Dieser Ausflug findet im Rahmen des Festivals des Meeres statt. Das lassen wir uns natürlich nicht zweimal sagen. Wir kehren zum Hafen zurück und werden mit einem Getränk und einem Riegel herzlichst empfangen.
Nach nur wenigen Minuten geht die Fahrt auch schon los. Das Schiff ist voller Menschen. Viele Isländer nehmen mit Ihren Familien an dem Programm teil. Gerade für die Kinder ist es ein Highlight: Sie können auf das Arbeitsdeck zu den Netzen und sogar hoch zur Brücke, zum Kapitän, der uns den Fjord entlang in Richtung Meer fährt. Wir genießen den Ausblick auf vom Wasser aus.
Begleitet wird unser Schiff von isländischen Rettungsleuten, die auf unterschiedlichen Arten von Rettungsbooten fahren und den Kindern freundlich zuwinken. Traditionell werden beim Festival des Meeres in den Häfen Übungen für die Rettung auf hoher See durchgeführt und der vielen Seeleute gedacht, die ertrunken sind. Der Wasserrettung bei den Übungen zusehen zu dürfen, ist sehr interessant.
Eine Handbreit Wasser unter dem Kiel
Am Ende des Fjordes macht unser Schiff eine Kehrtwende und nimmt wieder Kurs auf den Hafen. Auf dem Rückweg zeigen uns die isländischen Rettungsleute, wie sie Menschen aus dem Wasser retten können. So musste das jüngste Bordcrewmitglied doch tatsächlich „freiwillig“ über Bord gehen und das Opfer spielen.
Zu unserer Verwunderung fährt der Trawler am Liegeplatz vorbei zur Fjordspitze. Bei der Wende ertönt laut das Signalhorn des Schiffes. Die Menschen, die am Ufer stehen, winken uns fröhlich zu. Ein besonderer isländischer Gruß zu Ehren des Festivals des Meeres.
Die Stimmung auf dem Schiff ist ausgelassen. Wir sind froh, dabei sein zu dürfen. Nach einer kleinen zweiten Rundtour gelangen wir dann wieder an den Liegeplatz des Trawlers. So endet nun unsere überraschende und unerwartete Tour auf einem echten isländischen Fischtrawler. Insgesamt waren wir 3 Stunden unterwegs. Völlig beseelt und leicht fröstelnd steigen wir in unser Auto ein.
Unser nächstes Ziel ist der Ort Stöðvarfjörður, der gut 27 km von Fáskrúðsfjörður entfernt ist. Die Ringstraße Nr. 1 führt uns die Küste entlang. Die Umgebung ist islandtypisch grün, moosig und die Küsten selbst sehr steil, mit dunklen Strandabschnitten und einer rauen See.
Lebe Deine Passion
Stöðvarfjörður ist ein kleines Dorf, welches eher unscheinbar an der Straße liegt. Allerdings weisen mehrere Schilder auf unser nächstes Ziel hin, nämlich zu „Petras Steinsammlung“🔗, einem Museum. Vor dem Museum befindet sich ein großer Parkplatz, der vermuten lässt, dass das Museum bei Touristen sehr beliebt ist. Auch wir sind neugierig, was es mit dem Museum auf sich zu tun hat.
„Petras Steinsammlung“ ist definitiv kein unbekannter Ort bei Touristen mehr. In unseren Augen ist es ein „Must-have“ im Osten Islands. Hier kann man in einem liebevoll gestalteten Garten die Steinsammlung der Isländerin Petra Sveinsdóttir betrachten. Sie hatte schon im jungen Alter begonnen, Steine zu sammeln und tat dieses ihr Leben lang. Die Sammlung ist absolut beeindruckend. Ich habe noch nie eine solche Vielzahl von Steinen und Mineralien in den verschiedensten Farben und Formen gesehen. Das Museum ist im eher verlassenen Osten Islands ein wahres Juwel.
Nach unserem Besuch ist es bereits Nachmittag geworden. Vor uns liegen noch 199 km bis wir unsere nächste Übernachtungsmöglichkeit, das Guesthouse Brunnhóll, erreichen. Das Wetter bleibt zwar trocken, dennoch ist der Himmel immer noch wolkenverhangen und bleibt dies auch.
Die Route führt uns weiter an der Küste längs. Die Natur um uns herum ist unberührt. Es gibt kaum Häuser zu sehen. Dafür gibt es immer wieder wunderschöne Aussichtspunkte, an denen wir halten und von denen wir aus, auf dunkle Strände und Felsen sehen können, an denen die Wellen beeindruckend brechen.
Die Urkraft der Natur
Nach gut 130 km kommen wir am Hvalnes Naturreservat an. Auch hier können wir parken und die Beine vertreten. Der schwarze Strand hat die Form einer schmalen Landzunge. Im Gewässer zwischen der Zunge und dem Land gibt es viele Wasservögel, die man beobachten kann. Auf der anderen Seite der Zunge ist das Meer. Heute ist es sehr aufgewühlt, sodass ein Wassernebel über dem Strand liegt und ihm einen mystischen Anblick gibt. Das Mystische wird von den hohen Bergen, die den Fjord umgeben, noch betont.
Wir genießen den Spaziergang. Farblich sticht ein orangefarbener Leuchtturm hervor. Wer die unberührte Natur liebt und auch gern fotografiert, ist hier genau richtig.
Nach unserem Spaziergang geht die Fahrt weiter. Wieder einmal müssen wir für Schafe, die die Straße überqueren, stehen bleiben. Sie sind die einzigen Lebewesen, die wir auf der Straße antreffen. Wir überqueren viele Flüsse, die das Gletscherwasser in Richtung Meer transportieren. Das Wasser ist trüb, da mit dem Wasser Geröll von den Gletschern mit schwimmt.
Nach einiger Zeit begegnen uns die ersten Autos. Die Ringstraße führt uns auf eine T-Kreuzung zu. Von hier aus führt die Route 99 zum Ort Höfn. Wir sind irritiert, als unser Navi die Route entlang der Ringstraße Nr. 1, weg von Höfn, anzeigt. Unter der Beschreibung „bei Höfn“ hatten wir uns was anderes vorgestellt. Dennoch bleiben wir der Navigation treu und setzten unseren Weg fort.
Eisberg voraus
Mittlerweile sind wir es gewohnt, von Island hinsichtlich beeindruckender Landschaftswechsel überrascht zu werden. Was wir jedoch nach gut 10 km sehen, verschlägt uns jedoch die Sprache: Zum ersten Mal sehen wir die Eismassen des Vatnajökull. Es handelt sich um das Eis des Hoffellsjökull, einem Auslassgletscher des Vatnajökull. Die Eiszunge schlängelt sich in einer Kurve in Richtung Tal und sieht bei der beginnenden Abenddämmerung frostig weiß grau aus.
Nicht weit von unserem Halt mit Sicht auf den Hoffellsjökull entfernt, befindet sich unser Guesthouse. Es ist ein großer Hof, bei dem bereits einige Reisende angekommen sind. Wir werden freundlich begrüßt und erhalten unser Zimmer.
Das Guesthouse Brunnhóll🔗 zeichnet sich dadurch aus, dass es Essen anbietet, welches aus dem eigenen Anbau stammt. Selbst das Speiseeis ist hausgemacht.
Das Guesthouse ist einer der wenigen Unterkünfte dieser Region. Hier treffen wir viele Reisende unterschiedlichster Nationen. Der Essensraum ist der Mittelpunkt des Guesthouse, was den Charme einer Jugendherberge hat. Die Atmosphäre ist hier sehr entspannt und herzlich.
Bei unserer Ankunft haben wir uns für die zweite Essensschicht angemeldet. Das Essen ist sehr lecker. Islandtypsich gibt es hier auch jederzeit Kaffee. Allerdings ist dieser für uns nicht mehr reizvoll, da wir am heutigen Tag aufgrund der Erlebnisse und der Meeresluft sehr müde sind. Daher genießen wir zum Abschluss des Tages den Ausblick unseres Zimmers auf einen weiteren Auslassgletscher des Vatnajökull, den Fláajökull. Das erzeugt bei uns Vorfreude auf den nächsten Tag, an dem wir unsere Gletschertour geplant haben.
Anbei eine Karte vom Guesthouse Brunnhóll und Umgebung. Zum Rein- und Rauszoomen einfach auf die Karte klicken.