Analog- oder Digitalfotografie? Auf den ersten Blick scheint die Analogfotografie von der Digitalfotografie überholt zu sein. Trotz allem unterscheiden sich beide Stile der Fotografie durch ihre Vorzüge und ihren Charme.
Bildverarbeitung
Der wesentlichste Unterschied ist die Erfassung und Speicherung des Bildes:
- Beim analogen Fotografieren wird das Bild auf einem lichtempfindlichen Film erfasst und gespeichert.
- Bei der digitalen Fotografie wird das Bild über einen Sensor erfasst und auf einer Speicherkarte gespeichert.
⊳ Die Bildverarbeitung findet in der digitalen Kamera bereits intern statt. Du kannst Deine Bilder sofort auf dem Bildschirm sehen und überprüfen. Bei einer analogen Kamera kannst Du das Bild erst nach der Filmentwicklung überprüfen.
Bildbearbeitung
Eine Bildbearbeitung kann sowohl kameraintern als auch außerhalb der Kamera erfolgen.
- Bei der analogen Fotografie ist eine kamerainterne Bearbeitung von Bildern nicht möglich. Nur in der Laborumgebung lässt sich eine nachträgliche Bearbeitung analoger Bilder durchführen. Allerdings nehmen die Fachlabore Fotoretuschen vor. Du selbst musst Dich nicht extra in ein Bildbearbeitungsprogramm einarbeiten.
- Die interne Software jeder Digitalkamera ist in der Lage, Bilder zu bearbeiten. Je nach Software kann die kamerainterne Bearbeitung eines Bildes vor oder nach der Aufnahme erfolgen. Zusätzlich gibt es eine Vielfalt von Bildbearbeitungsprogrammen für den Computer, um die Bilder am eigenen Computer nachbearbeiten zu können.
⊳ Wie wichtig ist Dir die Möglichkeit der Bildbearbeitung? Möchtest Du Deine Bilder kreativ bearbeiten können, dann ist die Digitalfotografie geeignet. Du kannst die Bearbeitung flexibel von zu Hause aus durchführen.
Bildverfügbarkeit
Die Bildverfügbarkeit sollte ebenfalls ausschlaggebend für Deine Entscheidung sein. Wie lange möchtest Du auf ein Bild warten und für welchen Zweck möchtest Du die Bilder nutzen?
- Analog fotografierte Bilder
- Der Fotofilm wird nach der letzten möglichen Aufnahme in ein Labor zur Entwicklung gesandt. Daher musst Du Wartezeiten (zum Film füllen und Entwicklung) einplanen.
- Nach der Entwicklung kannst Du die Fotos auf Papier oder Dias erhalten. Eine Digitalisierung der Fotos ist ebenfalls mit Zeitaufwand möglich.
- Digital fotografierte Bilder
- Digital erstellte Bilder stehen Dir sofort zur Verfügung. Du kannst Sie umgehend und nach Belieben bearbeiten.
- Digital erstellte Bilder kannst Du als Fotoabzüge ausdrucken lassen oder online, per TV oder Beamer jemanden zeigen.
⊳ Bei analogen Bildern muss Du mehr Zeit einplanen, bis Du sie erhalten und jemanden zeigen kannst. Zudem solltest Du für gute Filme und deren Entwicklung mehr Geld einplanen. Möchtest Du die Fotos für digitale Arbeiten (wie Social Media) nutzen, dann ist es einfacher, wenn Du diese gleich digital erstellst.
Spezielles Know-how
Fotografieren ist ein Handwerk. Je nachdem, ob Dich analoges oder digitales Fotografieren anspricht, benötigst Du ein entsprechendes Wissen. Natürlich gibt es gemeinsame Schnittstellen, wie den Umgang mit Deiner Kamera und Ausrüstung. Es gibt jedoch auch erforderliches Spezialwissen:
- Bei der Analogfotografie ist der Film ein wesentliches Kriterium, ob ein Foto gut wird oder nicht. Du solltest wissen, dass ein Film mit doppelter ISO-Zahl auch doppelt so lichtempfindlich ist (=schneller Film) ist. Je nach gewünschten Zielmotiven bzw. Bildaussagen solltest Du Dich mit der Lichtempfindlichkeit auskennen.
- Bei der Digitalfotografie solltest Du Dich mit der Bildbearbeitung in der Kamera als auch mit einem externen Bildbearbeitungsprogramm auskennen. Ohne Bildschirmarbeit geht nichts. Zudem solltest Du Dich mit den Dateiformaten (RAW / JPEG / PNG etc.), Weißabgleich, Archivierungs- und Backupverwaltung auskennen.
⊳ Neben den wissenswerten Grundlagen, wie das Zusammenspiel von Blende, Verschlusszeit und ISO-Wert ist auch Spezialwissen wichtig. Was liegt Dir mehr? Mechanik oder Technik?
Haltbarkeit der Datenträger
Fotos schaffen Erinnerungen. Deshalb lieben Menschen es Momente, ihre Liebsten etc. festzuhalten. Sie sind Zeitzeugen und vermitteln uns Vergangenes. Wie schade wäre es, wenn uns wichtige Fotos verloren werden?
- Negative verfallen mit der Zeit. Daher solltest Du sie in speziellen Ablageblätter aufbewahren, die frei von Weichmachern sind. Zudem solltest Du die Negative an einem dunklen und kühlen Ort lagern. Je niedriger die Lagertemperatur und die Luftfeuchtigkeit sind, umso länger hält die Qualität der Negative. Sie wird nach ca. 10 bis 20 Jahren gemindert.
- Die Archivierung und Backup von Daten ist wichtig, um einen Verlust zu vermeiden. Je besser Du Deinen Datenbestand sortierst und pflegst, desto geringer besteht das Risiko eines Verlustes. Für das Backup solltest Du verschiedene und moderne Datenträger nutzen.
⊳ Negative sollten korrekt gelagert werden, um sie vor Schimmel zu bewahren. Wer Negative von beliebten Fotos hat, kann diese digitalisieren, um sicherzugehen, dass die Fotos ihrer Qualität nicht verlieren und vorzeigbar bleiben.
Lautstärke des Auslösers
Es ist sicherlich für dich interessant zu erfahren, weshalb ich diesen Punkt ins Gespräch bringe. Für die jeweilige fotografische Tätigkeit kann der Auslöser tatsächlich von Bedeutung sein. Es spielt keine Rolle, ob bei Streetfotografie oder Landschaftsfotografie ein Geräusch entsteht. Bei der Tierfotografie kann dies jedoch wieder anders aussehen, nämlich dann, wenn Du mit Wildtieren zu tun hast. Hier sollte die Kamera am besten geräuschlos auslösen.
- Die Nutzung einer analogen Kamera erfolgt nie ohne Geräusche. Je nach Art der Kamera ist der Auslöser unterschiedlich laut. Eine Kompaktkamera bzw. eine Messsucherkamera erzeugen im Gegensatz zu einer Spiegelreflexkamera einen leiseren Ton. Lautlos erfolgt die Analogfotografie jedoch nie.
- Eine digitale Kompaktkamera oder spiegellose Systemkamera kann je nach Modell ohne Geräusche auslösen. Digitale Spiegelreflexkameras erzeugen hingegen durch das Umklappen des Spiegels beim Auslösen ebenfalls Geräusche. Allerdings gibt es mittlerweile Spiegelreflexkameras, deren Auslösegeräusch aufgrund der technischen Weiterentwicklung sehr leise ist.
⊳ Was für Ziele verfolgst Du mit Deiner Fotografie und wie wichtig ist für Dich der Auslöseton? Neben der Weiterentwicklung der Kameratechnik gibt es mittlerweile auch Zubehör, wie Kameraboxen, die das Geräusch gut unterdrücken können.
Energieversorgung
Egal, ob analog oder digital, ohne Energie geht nichts. Ohne Energie gibt es keine Fotos.
- Analoge Kameras benötigen häufig spezielle Batterieformate, die bei der Beschaffung recht teuer sind. Da analoge Kameras weniger Technik als digitale Kameras (z. B. keinen Bildschirm) haben, hält ein Batteriesatz recht lang.
- Digitale Kameras nutzen häufig Lithiumionen-Akkus (Li-Ionen). Je nach Ladezyklus kannst Du mit einer Akkuladung viele Aufnahmen machen. Da die Akkus aufladbar sind, fallen die Betriebskosten bei digitalen Kameras bei gleicher Nutzung geringer als bei analogen Kameras aus.
⊳ Je kälter die Umgebung ist, desto geringer fällt die Kapazität der Batterien und des Akkus aus. Um Enttäuschungen auf einer Unternehmung zu vermeiden, solltest Du Ersatz für den jeweiligen Energieträger einpacken.
Fazit zur Analog- oder Digitalfotografie
Schreibmaschine oder Computer? CD oder Schallplatte? Analoge oder digitale Kamera? Die Frage nach analog oder digital beinhaltet auch immer die Frage nach Komfortabilität. Möchtest Du während des Fotografierens das Ergebnis bereits sehen und ggf. kontrollieren oder möchtest Du ein Unikat erzeugen?
Natürlich kannst Du auch mit einer digitalen Kamera Unikate erstellen, allerdings musst Du auch bereit sein, Dich mit der Technik der Kamera und der Bildbearbeitung am Computer auseinanderzusetzen. Das ist der Grund, warum die Analogfotografie als meditativ oder entschleunigend empfunden wird. Beim analogen Fotografieren geht es rein um das Bild, nicht um die Technik.
Würdest Du gerne viele Aufnahmen machen, Deine Bilder für den Verkauf oder die Präsentation auf Ausstellungen zur Verfügung stellen und diese möglicherweise in sozialen Netzwerken veröffentlichen? Dann ist die Digitalfotografie kostengünstig und aufgrund der sofortigen Verfügbarkeit am besten geeignet. Bei der Analogfotografie musst Du mit mehr Zeitaufwand rechnen.
Meine erste Kamera war eine analoge Kompaktkamera von Canon. Mit ihr habe ich meine ersten Bilder geschossen. Obwohl das Fotografieren mit Film einige Vorteile hat, wie die Bildqualität, möchte ich meine digitalen Systemkameras aufgrund der sofortigen Verfügbarkeit der Bilder nicht missen.